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cmd:cmd

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cmd:cmd [02/08/2008 18:48]
amir
cmd:cmd [07/11/2019 10:58] (aktuell)
rws [Segmentale Bedeutung]
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-====== ​Was ist CMD======+====== ​Die Cranio-Mandibuläre Dysfunktion (CMD====== 
 +===== Wortbedeutung ​=====
  
 +Die Wortsilbe "//​Dys//"​ aus dem Griechischen bedeutet "​schlecht"​. Die CMD beschreibt daher die schlechte Funktion zwischen dem Kranium (Schädel) und der Mandibula (Unterkiefer). Da die Vorstellungen über die Funktion in diesem Bereich einem starken Wandel ausgesetzt waren (und es heute noch sind), wird auch die Dysfunktion hier sehr uneinheitlich verstanden.
  
-(craniomandibuläre Dysfunktion,​ cranium ​Schädel, mandibula ​Unterkiefer,​ Dysfunktion ​Fehlfunktion)+===== Bedeutung in der Gnathologie =====
  
-CMD ist ein Begriff, ​der nicht genau in der Literatur definiert worden istMit CMD verbindet ​man verschiedene Beschwerden wie KopfschmerzenKieferschmerzen,​ Gesichtsschmerzen,​ Nackenschmerzen,​ usw., wenn hierfür keine medizinischen Ursachen gefunden wurden.+In der Gnathologie war das Funktionsverständnis durch Bewegungsabläufe ​in den Kiefergelenken geprägt, insbesondere von der Vorstellung einer die Gelenkkondylen verbindenden ScharnierachseDiese terminale Scharnierachse wurde erst bestimmbar, wenn man eine Translation der Kiefergelenke unterbandgewöhnlich durch die Manipulation des Unterkiefers durch den Behandler nach retral
  
 +Als zentrische Bewegungen wurden vertikale Bewegungen verstanden, welche um diese Scharnierachse als Mittelpunkt abliefen, also ohne Translation der Kiefergelenke. Eine Bisslage wurde in der Gnathologie ursprünglich dann als korrekt eingestuft, wenn durch eine zentrische Bewegung ohne Deflektion die maximale Interkuspidation der Zähne erreicht werden konnte. Eine Deflektion aus der zentrischen Bewegung in eine "​exzentrische"​ Position durch die Okklusion wurde als Dysfunktion bezeichnet, bzw. als Grund für eine Dysfunktion postuliert.
 +===== Bedeutung heute =====
  
-CMD ist die Folge einer Körperreaktion ​ auf ein pathologisches zahnmedizinisches UrsprungsproblemUrsprünglich ​ gab es eine zahnmedizinische,​ also eine okklusale Interferenz ​(Kieferfehlstellung). Der Körper hat angefangen diese Interferenz zu tolerieren. Durch Adaptation und oder Kompensation.+Noch heute wird die CMD häufig anhand der Biomechanik der Kiefergelenke,​ bzw. der dort auftretenden Symptome definiert. Jedoch sind die ursprünglichen Prämissen der Gnathologie schon seit Längerem nicht mehr mit den Ergebnissen der Grundlagenforschung vereinbarAuch gilt die retrale Kontaktposition ​(RKP), also die Position, die mit der Vorstellung einer zentrischen Bewegung überein stimmt, bei den meisten Zahnärzten aufgrund negativer Erfahrungen nicht mehr als erstrebenswerte Bisslage.
  
-  * Adaptation ​ist eine Gewebereaktion+Unter diesen Voraussetzungen ​ist es wenig verwunderlich,​ wenn Studien keine Evidenzbasierung für die ursprünglichen Vorgehensweisen der Gnathologie etablieren konnten, und auch zu keinen geordneten Erkenntnissen führten. Besonders Interpretationen,​ wie die, dass die Okklusion oder Stellung der Zähne so gut wie nicht mit der CMD korreliere, führten zu einer gewissen Entfremdung zwischen Wissenschaft und Lehre auf der einen, und Praktikern und deren klinischem Erfahrungsschatz,​ sowie auch den von der CMD Betroffenen auf der anderen Seite. 
 +===== Neuromuskuläre Definition =====
  
-  * Kompensation ​ist eine muskuläre Reaktion.+In der neuromuskulären Sichtweise wird Funktion und Dysfunktion völlig anders verstanden. Im Mittelpunkt steht die Notwendigkeit,​ die harten und komplexen Konturen der Kauflächen möglichst unkompliziert in einen Kraftschluss mit der des jeweiligen Antagonisten zu fügen. Da die Zahnbögen sich während des Wachstums, sowie durch Zahnverschiebung,​ etc., beträchtlich verformen können, ​ist das Postulat einer fixen und unveränderlichen Scharnierachse unlogisch – somit auch das Postulat der Konstanz der Kiefergelenke und ihrer Bewegungen, das die Begründer der Gnathologie zugrunde gelegt hatten. Vielmehr muss das System redundant reguliert sein, um seiner physiologischen Aufgabenstellung auch unter widrigen Umständen gewachsen zu sein. Die Plastizität der Gelenke und Disci ("​Remodelling"​),​ sowie die mannigfaltige Anpassungsfähigkeit der Kieferstellung durch Tonusveränderungen in der Kaumuskulatur tragen dieser Notwendigkeit Rechnung.
  
-Wenn die Adaptations- und Kompensationsgrenzen des Systems überschritten werden kann es zum Auftreten ​ gelenknaher und gelenkferner Beschwerden ​ kommen. Was oftmals als CMD-Symptomatik beschrieben wirdsind gelenkferne Beschwerden.+Nach der neuromuskulären Sicht ist daher eine CMD nicht alleine auf Grund der Tatsache gegeben, dass solche Umstände dem System Kompensationen abfordern. Erst wenn es durch Kompensationen zu Funktionseinbußen kommt, also zu einer schlechten (= "Dys-") Funktionist eine CMD gegeben.
  
 +Per Definitionem ist daher die CMD ein Geschehen, das unlösbar mit der Cranio-Mandibulären Funktion verbunden ist, und die Herstellung des okklusalen Kraftschlusses wiederum ist das wesentlicher Bestandteil dieser Funktion, welches das kraniomandibuläre Bewegungssystem von anderen im Körper unterscheidet.
 +===== Segmentale Bedeutung =====
  
-Typische gelenknahe Beschwerden sind: +Eine CMD kann segmentintern aufgrund zu großer Anforderungen an die Kompensationsmechanismen des Cranio-Mandibulären Bewegungssystems entstehen. Jedoch können auch segmentübergreifend Kompensationen ausgelöst werden, wodurch sich die vielen Symptome auch abseits der Kiefergelenke erklären. Eine segmentübergreifende Kompensation,​ bei der das Cranio-Mandibuläre System zum Ausgleich der Funktion außerhalb dieses Segmentes (z. B. einer HWS-Dysfunktion) herangezogen wird, bedingt jedoch nicht notwendigerweise eine CMD, auch wenn es in diesem Bereich zu Symptomen kommen sollte. Daher verwirrt es nur, wenn Zustände, wie z. B. psychische Störungen undifferenziert der CMD zugeordnet werden, nur weil dadurch möglicherweise auch Symptome im Bereich der Kiefergelenke hervorgerufen werden, z. B. in Folge von chronischem Zähnepressen,​ etc. Solch unklare Gedankenführungen führen dann zu widersinnigen Schlussfolgerunge,​ wie der, dass die Dysfunktion eines Systems nichts mit dem System selbst zu tun habe (i. e. die CMD nichts mit dem Cranio-Mandibulären System, bzw. der Okklusion).
-  +
-  ​Kiefergelenkschmerzen +
-  ​Kiefergelenkknacken  +
-  ​Einschränkung ​der Unterkieferbewegung+
  
- +Phänomene wie myofasziale Schmerzübertragung oder lokaler Überlastung aufgrund von Dysfunktionen außerhalb des Segmentes ​sind heute wohlbekanntdaher taugt die Lokalität ​von Symptomen nur wenig als Ausund Einschlusskriterium ​ für die CMDStudien, in welchen ​der Auftrittsort ​von Symptomen ​als Einschlusskriterium für die CMD benutzt wurdeanstatt von funktionellen Parametern, welche ​Kompensationen beim Schlussbiss erkennbar machen, können ​daher bestenfalls eine geringe Aussagekraft beinhalten.
-Typische gelenkferne Beschwerden ​sind letztendlich medizinische Problemeaber von medizinischen Disziplinen nicht kausal zu therapieren,​ weil ihr Ursprung im Kausystem liegt: +
- +
-  * Kopfschmerzen +
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-  * Nackenschmerzen +
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-  * Schluckbeschwerden +
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-  * Beckenschiefstand +
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-  * Rückenschmerzen +
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-Differentialdiagnostisch sollten vor Beginn einer CMD-Therapie immer allgemeinmedizinische Ursachen mit ähnlicher Symptomatik ausgeschlossen werden. So sollte man  beispielsweise ausschließen,​ ob den Kopfschmerzen nicht ein Hirntumor zugrunde liegt und somit wertvolle Zeit für die entsprechende Therapie versäumt werden würde. +
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-Das ist auch ein Grund für die Notwendigkeit ​der interdisziplinäre Zusammenarbeit. ​  +
-Es ist immer wichtig, dass man von vorne rein die gelenknahe und gelenkferne Beschwerden voneinander unterscheidet. +
-Wir sehen uns vor allem als Okklusionstherapeuten und unsere Therapie ist letztendlich auf die Therapie der Okklusion gerichtet. +
- +
-Bei CMD spielt das Kiefergelenk eine zentrale Rolle. +
-Man behauptetdass das Kiefergelenk das am schwersten zu verstehende Gelenk des menschlichen Körpers ist. Die Komplexität der +
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-  * dreidimensionalen Vorstellung der Gelenkstrukturen während der Kondylenbewegung +
-  * Vorstellung der kombinierten Dreh- und Gleitbewegung der Kondylen (z.B. bei der Diagnostik der Bewegungseinschränkung)und +
-  * der Interpretation der Beziehung zwischen Okklusion und Kondylenposition +
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- +
-Die Therapie des Kiefergelenkeswenn diese nicht entsprechend der genauen Diagnose durchgeführt wird, erschwert die  Einhaltung der physiologischen Breite bei der Positionierung der Kondylen. ​      +
-Wo ist die therapeutische Position oder die sogenannte zentrische Position? +
- +
-==== Was ist überhaupt Zentrik? ==== +
- +
- +
-Die Definition der Zentrik (lt.DGZMK) hat die folgenden praktischen Bedeutungen:​ +
-Das Gelenk ​ in der zentrischen Position muss: +
-  +
-1. schmerzfrei,​ +
-2. entzündungsfrei,​ +
-3. friktionsfrei,​  +
-4. uneingeschränkt beweglich innerhalb der physiologischen Grenzen,  +
-5. muskulär balanciert sein. +
- +
-Es bleibet die Frage offen, wie und wie sicher ​ die zentrische Position erreicht werden kann. Und welche ​sichere Referencen haben wiran die wir (Zahnärzte) uns orientieren ​können. Welche Strukturen können uns die orientierungswerte geben und wie gehen wir vor. Nähres können Sie in dem Abschnitt Myozentrik anschauen. +
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-==== Schlussfolgerung ==== +
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-  * Neuromuskuläre Interaktion und Okklusion sind zum Verständnis der CMD unerlässlich. +
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-  * Eine interdisziplinäre Vorgehensweise ist bei der CMD obligat. +
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-  * Die Wiederherstellung der physiologischen Kondylenposition kann nur unter Optimierung der Okklusion und der neuromuskulären Interaktion erreicht werden.+
  
/var/www/k9615-1/htdocs/Dokuwiki/data/attic/cmd/cmd.1217695712.txt.gz · Zuletzt geändert: 05/11/2019 15:23 (Externe Bearbeitung)